Liebe Bitlers,

Letzte Woche haben wir im ersten Teil unseres Newsletters betrachtet, welche grundlegende Rolle Geld in unserer Gesellschaft spielt – und drei zentrale Funktionen herausgearbeitet: als Tauschmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel.

Historisch entwickelte sich Geld vom reinen Warentausch – etwa Rind gegen Schwert – über Münzen aus Gold und Silber bis hin zu Papiergeld, das zunächst noch durch physisches Gold gedeckt war.

Heute jedoch leben wir in einem System, in dem Geld keinen materiellen Gegenwert mehr besitzt, sondern ausschließlich auf Vertrauen basiert – dem Vertrauen darauf, dass Staaten und Zentralbanken die Geldpolitik verantwortungsvoll steuern und die Geldmenge stabil halten.

Doch wie entsteht dieses sogenannte Fiatgeld eigentlich konkret? “Wer verwahrt und verwaltet es – und was sind die Mechaniken dahinter“? Diesen Fragen gehen wir im zweiten Teil auf den Grund.

VOM STAAT ZUR BANK: WIE GELD IN UMLAUF GELANGT

Heutzutage spricht man oft vom berüchtigten „Gelddrucken“ der Zentralbanken. Tatsächlich wird dabei natürlich kein Geld wortwörtlich ausgedruckt – vielmehr steuern Zentralbanken die Geldmenge indirekt über Kredite und andere geldpolitische Instrumente.

Die zentrale Aufgabe der Zentralbank besteht darin, den Wert des Geldes stabil zu halten und die Kaufkraft der Währung zu sichern. Dabei handelt es sich um staatlich legitimierte, aber unabhängige Institutionen, die bestimmten gesetzlichen Auflagen unterliegen und durch verschiedene Instanzen kontrolliert werden.

Geld gelangt nicht einfach so in Umlauf – die Zentralbank stellt es in Form von Bargeld oder elektronischen Reserven bereit. Geschäftsbanken erhalten dieses sogenannte Zentralbankgeld über sogenannte Refinanzierungsgeschäfte: Sie hinterlegen Sicherheiten (z. B. Staatsanleihen) und zahlen dafür Zinsen. Dieses Geld können sie dann nutzen, um Kredite an ihre Kunden zu vergeben – und so entsteht Giralgeld.

Das wichtigste Steuerungsinstrument der Zentralbank ist der Leitzins: Er bestimmt die Konditionen, zu denen sich Geschäftsbanken Geld leihen können.

  • Ist der Leitzins niedrig („billiges Geld“), werden Kredite günstiger – Investitionen steigen, aber auch die Gefahr von Inflation, Spekulationsblasen oder Überverschuldung wächst.

  • Ist der Leitzins hoch („teures Geld“), dämpft das die Kreditvergabe und kann die Wirtschaft abkühlen – im Extremfall droht eine Deflation, bei der Kaufentscheidungen aufgeschoben werden und die Wirtschaft ins Stocken gerät.

Ein fein austariertes Zinsniveau ist also entscheidend für Währungsstabilität und nachhaltiges Wachstum.

GELD AUS DEM NICHS - MIT GENEHMIGUNG DER ZENTRALBANK

Soweit so gut – doch in den letzten Jahrzehnten wurden die Bedingungen, unter denen sich Banken Zentralbankgeld leihen können, zunehmend gelockert. Auch die sogenannten Mindestreservequoten – also der Anteil der Kundeneinlagen, den Geschäftsbanken bei der Zentralbank als Guthaben hinterlegen müssen – wurden in vielen Ländern auf nahezu 0 % gesenkt.

Was bedeutet das in der Praxis?
Geschäftsbanken können heute ein Vielfaches mehr an Geld verleihen, als sie tatsächlich an Bargeld oder Zentralbankreserven besitzen. Dieses zusätzliche Geld entsteht nicht durch Einlagen von Kunden, sondern wird bei der Kreditvergabe buchhalterisch neu erschaffen – das ist die sogenannte Giralgeldschöpfung.

So verdienen Banken nicht nur an den Zinsen – sie schaffen selbst neues Geld, das sie in Form von Krediten an Unternehmen und Privatpersonen weiterreichen. Durch dieses Teilreserve-System haben Geschäftsbanken einen direkten Einfluss auf die Geldmenge – und damit auf das gesamtwirtschaftliche Geschehen.

Und hier beginnt die eigentliche Krux:
Für Banken ist jeder vergebene Kredit ein Geschäft, denn daran verdienen sie. Ob der Kredit wirtschaftlich sinnvoll oder langfristig tragfähig ist, ist oft zweitrangig – solange das Risiko abgesichert erscheint oder an Dritte weitergereicht werden kann.

Ein anschauliches Beispiel liefert die Finanzkrise von 2008: Sie wurde ausgelöst durch massenhaft vergebene riskante Immobilienkredite. Banken vergaben Hypotheken selbst an Kreditnehmer mit schlechter Bonität – in der Hoffnung, über steigende Immobilienpreise und den Weiterverkauf der Risiken dennoch Gewinne zu erzielen.

Mein Lieblingsbeispiel dazu stammt aus dem Film The Big Short:
Dort erzählt eine Stripperin stolz einem Banker, dass sie Hypotheken auf gleich drei Häuser aufgenommen hat – ein Sinnbild für die absurde Leichtfertigkeit der damaligen Kreditvergabe.

Solche Fehlanreize im Bankensystem zeigen, wie stark Profitinteressen im Kreditgeschäft reale Risiken für das gesamte Finanzsystem schaffen können.

Ökonomen der keynesianischen Schule würden an dieser Stelle einwenden: Eine aktive Förderung der Kreditvergabe – etwa durch niedrige Zinsen oder staatliche Investitionsprogramme – kann die Produktivität steigern, da sie Investitionen erleichtert und die Wirtschaft ankurbelt.

Was dabei jedoch oft übersehen wird: Geld und Kredit sind keine produktiven Güter an sich. Ein Kredit ist lediglich ein Anspruch auf reale Güter oder Produktionsmittel – aber nicht das Produkt selbst. Mit Kredit allein wird nichts gebaut, geerntet oder entwickelt – es braucht reale Ressourcen und produktive Arbeit.

Und wer über dieses Kreditgeld verfügt, entscheidet heute nicht mehr allein der freie Markt, sondern zunehmend ein zentral gesteuertes System. Die Kapitalverteilung erfolgt dabei über die Zentralbank, die über ihre Zinspolitik und Refinanzierungsbedingungen beeinflusst, welche Geschäftsbanken wie viel Kapital vergeben können – und an wen.

So profitieren vor allem diejenigen, die am nächsten an der Geldquelle sitzen – während andere oft außen vor bleiben.

Oder wie es der Ökonom Saifedean Ammous pointiert ausdrückt:

„Die Nachfrage nach Geld ist immer höher als das Angebot, weil die Menschen mehr Dinge begehren, als sie produzieren – und weil Begehren sehr viel einfacher ist als Produzieren.“

Saifedean Ammous

WERT STATT MASSE - BITCOIN ALS HARTES GELD

In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wir immer wieder erlebt, wie sich Banken übernommen haben, Investitionen aus dem Ruder liefen oder durch billiges Geld fragwürdige Projekte finanziert wurden – von leeren Bürokomplexen bis hin zu spekulativen Kryptowährungen mit Tiernamen.

Ein Geldsystem mit festem oder stark begrenztem Angebot – wie bei Bitcoin – würde Geld wieder zu einem knappen Gut machen. Anstelle ständiger Ausweitung durch Zentralbanken gäbe es eine verbindliche Obergrenze, die wirtschaftliches Handeln diszipliniert. Gold und Bitcoin stehen damit in klarem Gegensatz zum heutigen Fiatgeldsystem, das auf flexibler, zentraler Steuerung beruht.

Die Grundidee dahinter: Knappheit diszipliniert.

Wer weiß, dass Geld nicht beliebig erzeugt werden kann, geht sorgfältiger damit um:
Investitionen werden gezielter, Konsum nachhaltiger, Spekulation riskanter.
Die Wirtschaft orientiert sich stärker an realen Ressourcen – statt an künstlich billigem Kredit.

Welcher Ansatz letztlich der bessere ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.Wir hoffen jedoch, einen Denkanstoß für eine mögliche Zukunft gegeben zu haben – eine Zukunft, in der Entscheidungen bewusster getroffen werden, und Dinge wieder echten Wert haben, statt an jeder Ecke beliebig verfügbar zu sein. 

Ich hoffe, dieser etwas ausführlichere Newsletter hat dich nicht abgeschreckt – und vielleicht sogar zum Nachdenken angeregt.

In diesem Sinne: eine nicht allzu „harte“ Woche – aber mit klarem Blick für das, was wirklich Wert hat.

Euer Bits&Satoshi Team

Disclaimer: Dieser Newsletter dient ausschließlich zu Informations- und Bildungszwecken. Der Newsletter bietet keine Finanzberatung, und die hier bereitgestellten Inhalte stellen keine Anlageberatung dar. Bitte führe stets eigene Recherchen durch und konsultiere bei Bedarf einen professionellen Berater, bevor du finanzielle Entscheidungen triffst. Investitionen in Bitcoin und Vermögenswerte sind mit Risiken verbunden.

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