
Lieber Bitler,
Es ist wieder so weit: Der letzte Samstag im Oktober bedeutet nicht nur, dass heute Nacht die Uhren umgestellt werden – sondern auch: Proof-of-People.
Heute in einem Interview-Format mit einem super spannenden Gast: Yannic Fraebel, dem Gründer von App-Learning und der SimpleBitcoinApp. Im Gespräch ging es um Bitcoin, Bildungslücken – und die Frage, ob ein Bier in El Salvador per Lightning-Netzwerk wirklich schmeckt.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen und freuen uns über dein Feedback zu dieser Ausgabe.
„Die meisten haben weder Zeit noch Lust, Fachbücher zu lesen – also holen wir sie dort ab, wo sie ohnehin sind: am Smartphone.“
Vincent Michler (Bits&Satoshis): Hi Yannic, erzähl mal: Wer bist du – und wie bist du zu Bitcoin gekommen?
Yannic Fraebel (App-Learning): Hallo Vincent, ich habe App-Learning gegründet, ein Münchner Start-up, das sich auf mobile Lernanwendungen spezialisiert hat. Angefangen hat alles während meines Bachelorstudiums 2018/19. Damals fiel mir auf: Zur Bitcoin-Thematik gibt es eigentlich nur zwei Sorten von Informationen. Entweder tiefschürfende Papers über Kryptografie und Geldtheorie, acht bis zehn Seiten dicht bedruckt. Oder – das andere Extrem – “Moonboy-Content” auf YouTube: große Augen, grelle Thumbnails, aber inhaltlich leer.
Vincent: Und du wolltest einen Mittelweg finden?
Yannic: Genau. Ich habe meine Bachelorarbeit über das Lightning-Netzwerk geschrieben und war ohnehin tief drin. Dann habe ich meinen Mitgründer Julian kennengelernt, der schon mit Microlearning experimentierte. Zusammen haben wir eine App entwickelt, die Bitcoin-Wissen kurz, interaktiv und verständlich vermittelt. 2020, kurz nach dem Halving, sind wir mit unserem ersten Format live gegangen. Heute ist die SimpleBitcoinApp die größte Bitcoin-Lern-App in den App Stores – mit fast 200.000 Nutzerinnen und Nutzern.
Vincent: Inzwischen seid ihr vom B2C-Geschäft in Richtung Firmenkunden gegangen. Wie funktioniert das?
Yannic: Wir bieten White-Label-Lösungen an. Unternehmen – etwa Krypto-Börsen – geben uns Input für Mitarbeiterschulungen, wir übersetzen das in Microlearning-Formate: kurze Lektionen, Quizfragen, Szenarien. Gamification nach dem Vorbild von Duolingo. Mittlerweile läuft das Ganze multilingual: von Deutsch und Englisch über Spanisch, Portugiesisch bis Arabisch.
Bitcoin eröffnet Optionen: Menschen können zwischen Kreditgeld und hartem Geld wählen – und in vielen Ländern bedeutet das echten Zugang zu stabilerem Geld.
Vincent: Wie weit reicht eure App?
Yannic: Nutzerinnen und Nutzer aus 176 Ländern haben sie bereits heruntergeladen. Besonders stark war der Zulauf in den USA – gerade in der Corona-Phase 2020/21.
Vincent: Viele halten „Duolingo für Bitcoin“ für einen gelungenen Pitch. Aber braucht es das wirklich?
Yannic: Ja. Die meisten Menschen haben weder Zeit noch Lust, sich durch Fachbücher zu arbeiten. Viele kaufen sich die Bücher ohnehin nur, stellen sie ins Regal – und hängen dann doch am Display. Genau dort müssen wir sie abholen. Mit Storytelling, kurzen Formaten, kleinen Belohnungen.
Vincent: Du hast auch praktische Erfahrungen gesammelt – zum Beispiel in El Salvador, als das Land Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt hat. Wie war das?
Yannic: Technisch anspruchsvoll. Ich habe meine Zahlungen über einen eigenen Lightning-Node abgewickelt. Das bedeutete: Routing-Probleme, 30 Sekunden Warten mit der Barfrau vor dem Display. Für den Alltag war das damals nicht praktikabel. Die meisten Salvadorianer nutzten deshalb custodial Wallets, etwa Strike. Ob man Bitcoin nutzte, hing auch von der Haltung zum Präsidenten Bukele ab – Befürworter stiegen schneller ein, Skeptiker lehnten es eher ab.
Vincent: Und in Deutschland?
Yannic: Hier spielt Bitcoin weniger als Zahlungsmittel eine Rolle, sondern eher als Wertaufbewahrung. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigt, investiert langfristiger. Der Use Case „digitale Bargeldalternative“ bleibt eine Nische.
Vincent: Wer lernt mit eurer App?
Yannic: Vor allem 18- bis 35-Jährige. Interessant: Ein Viertel unserer Nutzer*innen sind Frauen. In einem Bereich, der sonst stark männerdominiert ist, macht Gamification offenbar den Unterschied.
Vincent: Du sprichst oft über Technologie. Aber was treibt dich persönlich an?
Yannic: Mich fasziniert auch die Geldgeschichte. David Graebers „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ ist da sehr prägend. Bitcoin eröffnet Optionen: Menschen können zwischen Kreditgeld und hartem Geld wählen. Und für Menschen in inflationsgeplagten Ländern bedeutet es echten Zugang zu stabilerem Geld – und damit zu einem besseren Leben. Deshalb haben wir „Learn to Earn“ integriert: Nutzer erhalten kleine Bitcoin-Beträge, Satoshis, als Belohnung. Der Aha-Moment, wenn man die erste Transaktion macht, ist unbezahlbar.
Vincent: Wo siehst du dich und App-Learning in zehn Jahren?
Yannic: Wir haben mit Bitcoin begonnen, sind inzwischen aber breiter aufgestellt. Neben der SimpleBitcoinApp gibt es auch die SimpleStockApp. Unser Ziel ist es, Finanzwissen insgesamt zugänglicher zu machen – mit KI-gestützten Lernformaten, die sich den Nutzerinnen und Nutzern anpassen. Dass Menschen sich selbstbestimmt und digital weiterbilden können – daran arbeiten wir.
Vincent: Das klingt nach einer wirklich spannenden Mission. Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft.
Du möchtest mehr über das Microlearning-Format von Yannic erfahren? Dann schau unbedingt bei der SimpleBitcoinApp vorbei oder lade dir die App direkt im Store herunter. Wir finden: Es lohnt sich! In kurzen, verständlichen Lerneinheiten erfährst du mehr über Themen wie Geld, Blockchain und vieles mehr – und wirst dabei sogar mit Sats belohnt.
Solltest du Fragen zu App-Learning, der SimpleBitcoinApp oder an Yannic selbst haben, melde dich gerne bei uns.
Wir hoffen, dir hat der zweite Beitrag unserer neuen Serie „Proof-of-People“ gefallen. Dein Feedback und deine Anregungen sind uns wichtig – schreib uns gerne an [email protected]
Danke fürs Lesen und ein schönes Wochenende
Euer Bits&Satoshi Team
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